– Kann man die Lebensuhr zurückdrehen? –

 

Im Tierleben gibt es ein Beispiel, was alle fasziniert: Die Nacktmulle, sie sind gesund, leben lange, und sterben spät. Sie haben weder Krebs, noch Schlaganfall, Herzinfarkt und sollen keinen Schmerz empfinden. Sie sterben sozusagen „aus voller Gesundheit“, wobei ich in der vielen wissenschaftlichen Literatur über diese eusozialen Tiere (ähnlich Ameisen) nicht gefunden habe, woran sie denn „plötzlich“ aus voller Gesundheit sterben?

Ich habe aber von Herrn Prof. Thomas Hildebrandt , Berlin, erfahren können, dass die Haupttodesursache bei sonst gesunden alten Tieren ohne Alterskrankheiten „Mord“ ist.

Das ist in dieser Form noch  nicht auf den Menschen übertragbar ( siehe Website: „Humanozid“)

 

Davon träumen viele, – am besten nach einem langen beschwerdelosen Leben, oder gar nicht sterben ( auch solche illusorische „Forschung“ gibt es in Kalifornien).

Ob in Kalifornien , ob in Europa oder zunehmend auch Asien, die „Ratschläge“ gehen von seriös bis absurd, von selbst ernannten Experten zu Wissenschaftlern.

Ein Hype hat gerade in der internationalen und deutschen Presse David Sinclair:

https://www.dumont-buchverlag.de/buch/sinclair-altern-9783832184797/

Schon der Titel erscheint mir irreführend, obwohl Sinclair ein Professor in Harvard ist. Er und alles um ihn herum ist pures Geschäft ohne Neuigkeiten,- erstaunlich für die renommierte Harvard Universität.

Aber jetzt mal echt gibt es zu diesem Thema etwas „seriöses“?

Im Tierleben gibt es ein Beispiel, was alle fasziniert: Die Nacktmulle, sie sind gesund, leben lange, und sterben spät. Sie haben weder Krebs, noch Schlaganfall, Herzinfarkt und sollen keinen Schmerz empfinden. Sie sterben sozusagen „aus voller Gesundheit“, wobei ich in der vielen wissenschaftlichen Literatur über diese eusozialen Tiere (ähnlich Ameisen) nicht gefunden habe, woran sie denn „plötzlich“ aus voller Gesundheit sterben?

Man möchte viele der Untersuchungsbefunde an diesen Tieren gerne auf den Menschen übertragen. Daran wird auch geforscht,- bis jetzt ohne greifbare Möglichkeit der Übertragung auf den Menschen. Im biologischen Prinzip kann man aus deren Tierleben in einer unwirtlichen Umwelt einiges Prinzipielles lernen. Vor allem über das soziale Leben in einer protektiven, wenn auch eben unwirtlichen, hochorganisierten Umwelt , ähnlich den Ameisen, besonders wie die Genetik und Epigenetik sich darauf einstellen.

Ich habe kürzlich beschrieben, wie man sich den Alterungsprozess beim Menschen vorstellen kann:

https://hesch.ch/aging-english/

Was tun, um „gesund zu sterben“ ?

Aus meinem Beitrag habe ich einiges gelernt: Sinnvoll scheint neben einer Gestaltung eines gesunden Lebensstils in einer gesunden Umwelt (darüber ist alles sattsam bekannt inzwischen, das muss ich hier nicht wieder erörtern) ein Schutz gegen gen- und zelltoxische Mediatoren zu sein. Ich habe beschrieben, wie diese mit ansteigendendem Lebensalter so ansteigen, dass sie die schützenden Mediatoren der Jugendzeit einholen. Ab diesem Zeitpunkt, es wird beschrieben, dass das um das 30. Lebensjahr beginnen kann, beginnt das „Alter“. Das ist eine mögliche , wissenschaftlich- klassische, biologische Definition für „Altern“ . Wenn man sie akzeptiert ergeben sich aus dieser Definition vernünftige Strategien. So weit also zu „Alter“

Wann beginnt aus diesem Alterungsprozess derjenige von Krankheit?

Ab einem bestimmten Zeitpunkt, so nimmt man an, nach dem Beginn des Alterns ,überschreiten die gen- und zelltoxischen Mediatoren die jugendlich- schützenden. Dieser Kreuzpunkt beider Linien ist sozusagen die biologische „Singularity“ von Leben, Krankwerden und Sterben. Exakt an diesem, allerdings individuell verschiedenen Zeitpunkt, beginnen die Krankheiten, die zum Tode führen werden. Wenn diese Singularity überschritten ist, wird es mit der ablaufenden Zeit immer schwieriger, etwas gegen den altersassoziierten Zelltod , die Seneszenz und die mit ihr verbundene Autophagie, zu tun. Die zelluläre Seneszenz ist die biogenetische Alterung der Zellen und sie bestimmt den Zelltod, die Störungen der Organunktionen, – und damit letztlich den Tod von Organen und vom Menschen.

„Altern ist eine Krankheit“

Bislang kann man weder noch 1. den Zeitpunkt des geschilderten Beginns von Krankheit und 2. den der biologischen Singularity mit irgendeiner diagnostischen Testmethode bestimmen. Das macht alle Strategien gegen beide Prozesse so unbestimmt und deswegen gibt es so viele parawissenschaftliche Aktivitäten, – die meisten Profit orientiert , teuer und nutzlose „Versprechen“.

Die Frage ist : kann man neben gesundem Lebensstil in gesunder Umwelt die Körperzelle verschiedener Organe und damit den Körper interventionell sozusagen „umprogrammieren“, um den beschriebenen Crossoverpunkt der biologischen Singularity hinauszuschieben?

Was man heute zuvor schon tun kann, ist, dass man das biologische Alter gegenüber dem chronologischen Alter testet. Das biologische Alter lässt sich mit den epigenetischen Veränderungen im eigenen Genom heute molekularbiologisch bestimmen. Das ist zwar nur ein Ausschnitt aus der individuellen biographischen Genetik, aber mir scheint, es ist gegenwärtig der einzige, der Einblick in die Biographie eines einzelnen Menschen gibt.

Steve Horvath hat erstmals ein biogenetisches Testverfahren entwickelt , welches altersassoziierte epigenetische Veränderungen messen kann.

https://en.wikipedia.org/wiki/Steve_Horvath

Leider wurde dieser Test zu einem etwas fragwürdigen Vorgehen (TRIIM- „Versuch“) herangezogen, um zu beweisen, wie man Alter anhalten kann.

https://www.nature.com/articles/d41586-019-02638-w

Sogar die ZEIT ist bedauerlicherweise auf den Marketing- Hype um die TRIIM- „Versuch“ eingegangen. Ich habe das dem Autor Ulrich Bahnsen mitgeteilt,- es war ihm unangenehm.

https://www.zeit.de/wissen/gesundheit/2019-07/verjuengung-biologie-trim-studie-gregory-fahy

In Deutschland unterscheiden wir nach Arzneimittelgesetz 1. den „individuellen Heilversuch“ (meist an einer oder wenigen Personen) und 2. als nächstes Verfahren, um ein medikamentöses Vorgehen zu untersuchen, die „präklinische Phase I-Studie“ ( dort mindestens 20 Probanden). Der TRIIM „Versuch“ mit den 9 „Probanden“ entspricht keiner hier gesetzlich vorgegebenen Arzneimittelprüfung. Damit sind die dort gewonnen Erkenntnisse weder wissenschaftlich noch statistisch nach unserem Verständnis valide für eine allgemein empfehlenswerte Behandlungsstrategie, um Altern hinauszuschieben.

Ich warne hier nochmals dringend und ich habe auch das dem besprechenden Autor der ZEIT (Ulrich Bahnsen) geschrieben , älteren Personen Wachstumshormon zu verabreichen. Die Applikation dieses Hormones als „Anti-Aging“ Hormon wurde in Europa schon lange kritisch hinterfragt, weil es ruhende Krebszellen aktiviert. Als Intervention gegen Alterungsvorgänge ist Wachstumshormon bei älteren Menschen kontraindiziert. Es gibt sogar genügend Hinweis dafür, dass Wachstumshormonmangel Lebenszeit verlängert. Jeder, der älter wird, hat auch ruhende Krebszellen. Besonders die Prostata bei Männern, aber auch andere Organe sind gefährdet. (Ich erwähne trotzdem, dass im TRIIM „Versuch“ angeblich keine Veränderungen der Prostata beobachtet wurden).

Das im TRIIM „Versuch“ ebenfalls angewandte DHEA ist durch anerkannte internationale Studien beim Mann als weitgehend unwirksam erkannt. Der ganze TRIIM „Versuch“ ist ein, aus meiner Sicht, fragwürdiger Anfang , um epigenetisches Alter zu beeinflussen mit deutlich utilitaristischem Firmen- Interesse. Der Hype in der aufgeschreckten Laienpresse, besonders in Deutschland, ist wissenschaftlich und ethisch nicht verständlich.

Die “epigenetic clock“ : https://en.wikipedia.org/wiki/Epigenetic_clock , selbst ist ein faszinierender Test. Steve Horvath hat einen Meilenstein in der biologischen Forschung zu Alter, von Zellen ,Organen und Krankheit geliefert, das steht außer jeder Frage und ist international gewürdigt worden.

Ich selbst betreibe eine relativ intensive „anti-clock- Strategie“ und habe die „epigenetic clock“ bei mir in 2018 erstmals bestimmen lassen. Ohne die erwähnten TRIIM- Substanzen lag mein biologisches Alter 4 Jahre hinter dem chronologischen von 90% Gleichaltriger. Der wiederholte Test 2019 ergab eine Reduktion des biologischen Alters gegenüber dem chronologischen Alter von sogar von 5.7 Jahren. Der TRIIM „Versuch“ brachte 2.5 Jahre. Ein solches Einzelfall-Ergebnis ist bisher in keiner wissenschaftlichen Studie berichtet worden, soweit ich das übersehe. Man kann aber aus meinem eigenen „Versuch“ keine allgemein- verbindliche Strategie ablesen, zumal es auch bei Männern ohne „Intervention“ zu einer Reduktion kommen kann. Da wird auch der Lebensstil zu berücksichtigen sein, der allerdings nicht bekannt wurde. „Stress“ mit einer Hyperaktivität im Gehirn ist deletär (siehe untern REST), nur welcher „Stress“ produziert solche Hirnschäden,- das wissen wir noch nicht.

Was also tun, um gesund zu sterben?

In jedem Falle sollte man sein biologisches Alter mit der „epigenetic clock“ bestimmen, um zu wissen ,wo Zellen , Körper und Gehirn in der Gesamtschau biologisch im Vergleich zu deren Chronologie angelangt sind. Je nach dessen Ergebnis ist eine biographische Analyse erforderlich . Weitere Untersuchungen von Organen, deren Steuerung und Funktion mit Labor- und bildgebenden Untersuchungen können ergänzend weiterhelfen, um ein weiteres Vorgehen zu definieren. Daraus kann man unter geeigneten Umständen Ursachen für eine möglicherweise beschleunigte „epigenetic clock“ finden. Danach stellt sich die Frage, ob man eine jeweils individuelle „anticlock- Strategie“ entwickeln kann, ob sie sinnvoll ist ,wie intensiv und was sie allenfalls bringen kann.

Internationale solide Studien lassen es zu, ein sinnvolles Arsenal an interventionellen „anti- clock“ – Substanzen zu definieren. Dieses muss allerdings fachkundig individuell gestaltet werden, um nicht in die TRIIM Falle zu tappen oder in die Fallen der „Anti-Ageing “- Experten, deren Fallen überall aufgestellt sind, damit man mit viel Geld hineintappt.

Wenn man selbst zu Substanzen greifen will in der Absicht , Altersvorgänge epigenetisch zu beeinflussen, so muss man sich darüber im Klaren sein, dass es sich um einen „individuellen Heilversuch“ nach deutscher Gesetzgebung handelt. In diesem Fall ohne dringliche Intervention wie sonst üblich im individuellen Heilversuch, aber altern aufzuhalten ist „dringlicher“ denn je. Machbar ist das heute ebenfalls. Nur man muss einen diagnostisch und therapeutisch wissenschaftlich- kompetenten Arzt zu Rate ziehen.

Es gibt ein Arsenal von interventionellen „Anti Clock“ Substanzen , deren Wirkung wissenschaftlich durch seriöse Studien untermauert ist.

– Blutdruck stabilisierende Medikamente ( 120/80 mm ideal)

– LDL senken (Statine, Repatha)

– Metformin

– Spermidin

– EMIC (Quercetin)

– NMN (Nicotin Monoamid)

– Resveratrol

Im Oktober 2019 wurde eine extrem aufregende Forschung publiziert bezüglich eines Transmitter

Proteins, welches die neuronale Erregbarkeit im Gehirn reguliert. Es handelt sich um REST, welches

über die Endstrecke von Wachstumshormon, Insulin und IGF1 die neuronale Aktivität des Gehirns

herunterreguliert. Darunter versteht man das konstante Feuern von elektrische neuronaler

Aktivität. REST schützt das menschliche Gehirn vor stressinduzierter Altersvorgängen auch im

Gehirn. Ein Mangel führt zu einer Übererregbarkeit im Gehirn und in Tierversuchen zu einer

verkürzten Lebenszeit. Interessant aber ist das Ergebnis, dass bei Menschen mit verlängerter

Überlebenszeit von 80 Jahre dieses Protein hochreguliert ist,- Hundertjährige hatten sogar eine

noch höhere Expression von REST.

Diese Entdeckung könnte der Schlüssel zum Verständnis sein, wie Lebensstilgestaltung unter

„Stress“ die Langlebigkeit beeinflusst. Ferner dürfte das der Stoffwechselweg sein, wie

Kalorienrestriktion mit Essenspausen, welche durch Metformin und Spermidin unterstützt

werden, zu einer Lebensverlängerung führen.

(siehe: https://hesch.ch/2019/06/18/uebergewicht-des-dicken-ende/)

REST ist offenbar ein extrem wirksamer gen- und Zell protektiver Faktor, der entlang des Alterungsprozesses wie oben beschrieben absinkt. Aus dessen weiterer Erforschung dürfte ein wirksames interventionelles Prinzip entstehen.

https://news.harvard.edu/gazette/story/2019/10/nervous-system-activity-might-influence-human-longevity-neural-activity/

 

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