Vorwort

Dieses Buch soll ein Wegbegleiter für Frauen sein, die auf dem Wege der Emanzipation in unserer Gesellschaft unterwegs sind, ein Buch, das Verstehen, Verständnis und Wissen vermittelt. Es soll Mut machen, mit der Emanzipation erfolgreich umzugehen. Die Befreiung aus einem Jahrtausende alten biologischen Zwang stellt die heutige Frau und wohl auch noch kommende Generationen von jungen Mädchen, jungen, älteren und alten Frauen vor die größte Herausforderung, seit dem Menschen Zweigeschlechtlichkeit und Fortpflanzung bewusst geworden sind. In diesem Prozess war die Frau bislang immer die Benachteiligte, denn sie musste aufgrund ihrer Biologie in Abhängigkeit vom Mann leben. Dazu trugen Religionen, Gesellschaftsordnungen und Philosophien kräftig bei, indem sie eigentlich immer nur nach dem männlichen Sinn des Lebens gefragt haben, da den Männern biologisch kein Sinnverständnis mitgegeben wurde. Was aber ist ein weibliches Sinnverständnis? Wie sieht Weiblichkeit in einer Gesellschaft aus, die den Frauen ein eigenes, dem Mann gleichberechtigtes Persönlichkeitsrecht gibt, und zwar in allen Lebensbereichen? Genau das können wir heute noch nicht mit Gewissheit beantworten. Bisher haben Frauen den Sinn ihres Lebens in der Weitergabe des Lebens sehen können.
40 Jahre Befreiung der Frau aus ihrem biologischen Zwang sind angesichts der Menschheitsgeschichte zu kurz, um bereits sagen zu können, wie denn wahre „Weiblichkeit“ aussehen wird. Auch müssen die Männer erst noch eine gleichberechtigte Partnerschaft leben können. Gegenwärtig entstehen Gesellschaften, in denen die Freiheit aller aus Rechten und Pflichten besteht, Recht und Pflicht zur Weiblichkeit und zum Mannsein. Wir sind mitten in einem Wandel der menschlichen Gesellschaftsentwürfe; wir sind beteiligt, aber können das Ende noch nicht absehen – das Ende wird politisch sein.

Was ist vor 40 Jahren passiert?

Vor etwas mehr als 40 Jahren wurde die Verhütungspille erfunden und zum allgemeinen Gebrauch eingeführt – wahrscheinlich die bedeutendste Entdeckung auf Gesellschaftsebene in der menschlichen Entwicklung seit der Verkündigung der 10 Gebote durch Moses, der Beschreibung der Demokratie in der Antike als Alternative zu Monarchie und Aristokratie, der Ausrufung der Freiheit durch die französische Revolution und der Menschenrechtsdeklaration der Vereinten Nationen.
Erst seit der Entwicklung der Pille kann die Frau wirklich selbstständig an diesen Errungenschaften teilhaben. Die gegenwärtige islamische Welt schließt die Frau definitiv von solchem Fortschritt aus; die Enzyklika „de humanae vitae“ legt nahe, dass die katholische Kirche auch noch nicht bereit ist, der Frau eine menschliche Gleichbehandlung zukommen zu lassen. Es ist bedrängend, sich noch immer vergegenwärtigen zu müssen, welcher Art die Männer sind, die diese Enzyklika verfasst haben: Männer, die von Frauen geboren wurden, aber in ihrer tabuisierten Sexualität die Unterdrückung der Freiheit der Frau fortsetzen. Diese Enzyklika verbietet nach wie vor der Frau die Benutzung der Verhütungspille.
Erstmals aber seit Erfindung der Verhütungspille kann die Frau entscheiden, ob sie schwanger werden will, wann sie schwanger werden will, von wem sie schwanger werden will und ob sie bei dem Mann bleiben will, von dem sie schwanger geworden ist. In all diesen Entscheidungen war sie bis vor wenigen Jahrzehnten nicht frei.
Durch Jahrtausende hinweg wurde die Frau ohne ihre Zustimmung schwanger, meist hatte sie bei der Wahl des Partners, des Zeitpunktes der Schwangerschaft und der Anzahl der Kinder keine Mitsprache, alle natürlichen Verhütungsmethoden waren letztlich mannabhängig.
Dieses Buch will eine Anleitung sein, die Biologie der Frau zu verstehen, und daraus eine neue Kultur der Verhütung anbieten, um damit verantwortungsbewusst, gewissenhaft, genussvoll und vor allem weiblich umzugehen. Dies ist nicht gegen den Mann gerichtet, schon gar nicht gegen das Kind. Das Buch soll helfen, befreite Sexualität erleben zu können und aus diesem großartigen Erlebnis heraus Leben zu schenken. Wir werden nicht davon leben, dass die Frau für immer verhütet, sondern davon, dass sie ihre biologische Rolle selbst definiert und als höchstes Gut der Weiblichkeit leben kann.

Partnerschaft und Mutterglück

Über 50 % der Männer in New York und Paris leben als Single in offenen Partnerschaften mit Frauen, die solches Zusammenleben akzeptieren – kinderlos, selbstständig im Beruf, emanzipiert. Die Geburtenrate in der westlichen Welt geht drastisch herunter, die Gesellschaft überaltert. Offenbar gibt es bis jetzt keine befriedigende partnerschaftliche Alternative zur bürgerlich-kirchlichen Einehe. Die westliche Gesellschaft bietet mündigen Partnern, die Freude an Kindern haben, hierzu immer weniger Anreize. Noch nie war die Zahl der Ehescheidungen und der paare ohne Kinder höher als gegenwärtig in Deutschland. Aus unserer Erfahrung ist Kinderlosigkeit für viele Frauen langfristig eine Sinnentleerung. Dem früheren Zwang zur Schwangerschaft ist jetzt der Verzicht folgt. Junge Frauen genießen auch und gerade mit wechselnden Partnern ihre befreite Sexualität. Wenn dieser Genuss ausgelebt ist, können Frauen sich wieder zusätzlich auf den Genuss am Kind besinnen. Wir widmen diesem Anliegen unsere Ausführungen zur Fruchtbarkeit
Die Gesellschaft muss mit und ohne Partner die materiellen Voraussetzungen hierfür schaffen. Voraussetzungen, die Frauen das Glück am Kind erleben lassen und die glückliche Kinder hervorbringen – etwas, was offenbar immer seltener wird und zur Instabilität unserer Gesellschaft beiträgt. Eine unglückliche Ehe unter Partnern, die aus Vernunft zusammen bleiben, ist aber ebenso ein Übel wie eine unglückliche Alleinerziehende. Kinder brauchen zur normalen Entwicklung – das zeigt die moderne Hirnforschung – liebenswerte engagierte Vertrauenspersonen. Vor allem in ersten drei Lebensjahren ist dies wichtig, sonst entstehen seelische und soziale „Krüppel“. Diese haben wir schon heute vermehrt in Gesellschaft, wo sie Ansprüche stellen, weil sie keine Pflichten mehr kennen.

Die Rolle der Geschlechter

In der Diskussion um die Geschlechterrolle in unserer Gesellschaft wurde in den letzten Jahren oft gefordert, dass Männer mehr weibliche Eigenschaften annehmen sollen. Parallel dazu beobachten wir eine „Virilisierung“, also eine Vermännlichung der emanzipierten Frau. Ihr Verhalten in der Gesellschaft wird nicht nur wünschenswert selbstbestimmter, sondern auch zunehmend männlich, aggressiv und fordernd. Dies wirkt wie eine „ Entweiblichung“. Frau Kimura hat endrucksvoll gezeigt, dass das weibliche Gehirn durch seine Östrogenprägung die Welt anders sieht als das vom männlichen Hormon geprägte Gehirn. Es ist also ziemlich unnatürlich, dass Erwachsene geschlechtsspezifische Rollen des anderen Geschlechts übernehmen sollen. Es macht mehr Sinn für den Dialog und das Zusammenleben von Mann und Frau, wenn Verständnis, Liebe und Sexualität aus dem Verstehen der Partner erwachsen. Für beides gibt es keine Anleitung, keine „Schule“ – ein wenig wollen wir dazu beitragen. Wir widmen der weiblichen Sexualität Ausführungen, die Mut machen sollen zu einer aufregenden und genussvollen Entdeckungsreise des eigenen Körpers, um Sex intensiv zu erleben.

Die Entdeckung der Weiblichkeit

Emanzipation heißt auch Wiederentdeckung der vollen Weiblichkeit, aus Genuss Frau zu sein, überall und in allen Lebenslagen. Wir sprechen auch über Schönheitschirurgie, die gelegentlich helfen kann und soll, weibliche Ästhetik und jugendliche Strahlkraft zu erhalten, falls ihr Verlust zu seelischen Störungen führt. Es geht nicht um die „Ware“ Frau. Wir möchten nicht bewerten, beschreiben aber alles so genau, dass sich jede Frau selbst entscheiden kann, ob solche Maßnahmen der Verbesserung ihres Gefühls Weiblichkeit dient. Es gibt tolle ältere Frauen wie Sonja Rykiel, die ihre Biographie im Gesicht tragen, und es gibt solche wie Sophia Loren, die ihre „Schönheit“ mit erfolgreichen Hilfen erhalten haben. Alles, was dem Glück für sich dient, ist selbstbewusst weiblich, wenn es aus eigener Entscheidung kommt. Dieses Glück der Weiblichkeit müssen Frauen wieder für sich zurückgewinnen.
Modernes Frausein ist anders als vor 40 Jahren. Die moderne Frau in demokratischen Gesellschaften ist noch unterwegs, meiden Sie falsche Wege, lesen Sie auch unser Buch kritisch, suchen Sie tief in sich die Erfüllung, Frau zu sein. Meiden Sie jeden von uns ausführlich beschriebenen Stress, der sie von diesem Weg zur Frau abbringen kann, durch tägliche Übungen.

Ist die Menstruation noch nötig?

„Is menstruation obsolete?“ ist der Titel des Buches des berühmten brasilianischen Gynäkologen Elismar M. Coutinho, das nicht in deutscher Übersetzung vorliegt. Es gibt unsere persönliche Anschauung zu diesem Thema ausführlich wieder. Wozu „braucht“ eine Frau die Menstruation eigentlich, so frage ich schon seit vielen Jahren, und wir wollen dies mit Ihnen erörtern. Seien Sie offen und unbefangen bei diesem Thema, das ungewöhnliche Überraschungen für Sie bereit hält und Ihr Leben ändern kann.
Die Menstruation dient nur und ausschließlich dazu, die Gebärmutter auf eine Schwangerschaft vorzubereiten, eine andere Bedeutung hat sie nicht. Jahrtausende lang wurde die dem Mann unheimliche Blutung der Frau weltanschaulich tabuisiert und dazu benutzt, um Frauen zu diskriminieren, zu erniedrigen und zu quälen. Bei Naturvölkern gibt es fast keine Menstruation. In unserer Kultur kann eine Frau bis zu 500 zyklische Monatsblutungen im Leben haben – wozu? Wozu bluten, wenn man nicht schwanger werden will, wozu gar bluten, wenn man im späteren Leben eine Hormonersatzbehandlung durchführt?
Stellen Sie sich diese Frage jetzt beim Lesen des Vorworts selbst und lesen Sie dann im Buch weiter, Sie werden erstaunt sein. Wir werden erklären, wie es dazu kommen konnte. Wiederum trägt die katholische Kirche die Mitverantwortung für diese unselige Situation. Wenn eine Frau beschließt, nicht oder nicht mehr schwanger werden zu wollen, so braucht sie weder aus biologischen, medizinischen, sozialen oder weltanschaulich-religiösen Gründen alle vier Wochen zu bluten. Keine Frau, gleich welchen Alters, muss in Zukunft eine zyklische Regelblutung haben. Die Verwendung einer „blutungslosen“ Verhütung kann viele Leiden verhindern und die Lebensqualität der Frau verbessern. Wir beschreiben diese Methode so ausführlich, dass sie von jeder Frau in Zusammenarbeit mit einem kundigen Gynäkologen angewendet werden kann.
Was für die Pille gilt, trifft noch mehr für die Hormonersatzbehandlung zu. Keine älter werdende Frau sollte sich gegen eine individuelle Hormonberatung wehren. Die Dosis soll individuell für sie so ausgewählt werden, dass es nicht zu einer Blutung kommt und dass sie keines der viel beschworenen Risiken, vor allem das Risiko des Brustkrebses, dem wir uns besonders widmen, eingehen muss. Wir weisen ausführlich auf den Nutzen und das geringe Risiko einer solchen Behandlung hin und widerlegen die unhaltbaren Argumente gegen diese Behandlung. Diese führt bei den meisten Frauen, die sie wünschen, zu einer langanhaltenden Lebensqualität auf vielen Gebieten, nicht zuletzt der Sexualität und der Verhinderung von lästigen Alterskrankheiten.
Altern ist Schicksal, es ist aber ebenso auch eine Kunst, die man sehr wohl lernen kann. Wir beschreiben Wege, die erfolgreich dorthin führen können.

Dieses Buch will also ein Rastgeber für die moderne selbstbewusste Frau in einer modernen demokratischen Gesellschaft sein, für eine Frau, die ihre Weiblichkeit in allen Facetten von der Kindheit bis ins Alter leben will. Auf bisher unbekannten Gebieten dieses Weges möchten wir Mut machen zu einem solchen Leben, aus der jahrzehntelangen Erfahrung aus Gesprächen, Beratungen und Biographien von Tausenden von Frauen, für deren Vertrauen ich hier danke.

Gebundene Ausgabe – 256 Seiten – Droemer Knaur
Erscheinungsdatum: April 2003
ISBN: 3426667282
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