Das Zusammenleben von Mann und Frau ist in eine Krise geraten. Liebe und Sex werden getrennt wahrgenommen. Männer und Frauen kämpfen um eine neue Identität. Frauen bekennen sich zu sexueller Lust. Die traditionelle Ehe wird als Lebensform zunehmend in Frage gestellt und/oder ersetzt durch neue Formen der Partnerschaft. Homosexuelle bekennen sich zu ihrer sexuellen Ausrichtung; homosexuelle Lebensgemeinschaften erfahren öffentliche Anerkennung und werden zu einem Teil der Normalität.

Gleichzeitig bietet das bunte Bild einer Neugestaltung von Sexualität Risse: Wie geht es Kindern in den vagen Arrangements wechselnder Partnerschaften? Sexuelle Treue und andere Werte verlieren an Kraft. Der Warencharakter der Sexualität verdinglicht den Sex. Sex und Pornographie ist zu einem Business mit Milliardenumsätzen geworden. Beziehungsgeschädigte Singles haben Angst, sich noch einmal auf „Liebe“ einzulassen. Konservative plädieren für die Wiederherstellung des Zusammenhanges zwischen Sex und Liebe …

Höchste Zeit, dass der Streit um neue Formen von Liebe, Sex, Beziehung und Ehe öffentlich ausgetragen wird.

Zwei der profiliertesten Vertreter unterschiedlicher Sex- und Beziehungskonzepte kämpfen in diesem Buch öffentlich um „The Future of Sex“.

Prof. Dr. Rolf-Dieter Hesch, Bestsellerautor („Absolut Mann“, „Absolut Frau“) und Deutschlands Männerarzt Nummer 1, wendet sich kritisch gegen konventionelle Sex- und Beziehungskonzepte. Er möchte Sexualität neu bewertet wissen und gibt ein engagiertes Plädoyer für maximale Freiheit in der persönlichen Gestaltung menschlicher Sexualität.

Dr. Manfred Lütz, Bestsellerautor („Lebenslust – Wider die Diät-Sadisten, den Gesundheitskult und den Fitnesswahn“), systemischer Psychotherapeut, Theologe und Mitglied der „Päpstlichen Kommission für Ehe und Familie“ in Rom, diagnostiziert ein Scheitern der neuen Sex- und Beziehungskonzepte auf breiter Front. Er gibt ein Plädoyer für die Restaurierung der Lebensform Ehe und kämpft für den seiner Meinung nach unauflöslichen Zusammenhang von Liebe und Sex.

Thesen von Prof. Hesch

1. Die Kulturgeschichte der Sexualität wurde in der Vergangenheit ausschließlich von Männern dominiert. Seit der Entdeckung der Verhütungspille entdecken Frauen ihre Sexualität selbstbestimmt und entscheiden frei, wie sie ihre Lust leben wollen. Das ist für Frauen wie Männer gut so, sofern es sich im Kontext menschlich- befriedigender Absprachen bewegt und dem Mann genug Zeit gegeben wird, sich darauf einzustellen.

2. Das Christentum predigte den Verzicht auf Lust und Genuss; Christen haben die Sexualität verteufelt und dem Menschen einen Zentralbereich seiner Lebenserfahrung verleidet, indem sie Sex in einen unauflöslichen Zusammenhang mit Sünde brachten. Sex ist keine Sünde, Sex ist integraler Bestandteil männlicher und weiblicher Selbstentfaltung.

3. Fundamentalistisches Christentum erlaubte Sex nur im Zusammenhang mit Fortpflanzung und empfahl dem Mann sogar Kastration als probates Mittel gegen die Begierde. Männliche sexuelle Selbstentfaltung wurde dadurch bis in die Gegenwart hinein traumatisiert und in der einen Gehirnhälfte des Mannes umgeleitet wurde in Pornographie und Perversion, im anderen Teil entstand eine Ethik zum Töten, die für die andauernden schrecklichen Genozide verantwortlich ist.
Das Christentum trägt darum Mitschuld an der Pornographisierung von Sex und an den Schrecken der Genozide, die sich unter seinen Augen teils mit seiner Duldung abspielen

4. Die Ausreifung der Sexualität des Mannes ist tiefgreifend dadurch gestört, dass Masturbation nicht als befreiendes und schönes Medium zärtlichen Umgangs mit sich selbst gelehrt und propagiert wird. Es bedarf wohlwollender pädagogischer Begleitung, um heranwachsende Jungen auf den positiven Effekt der Masturbation auf die körperliche und sittliche Entwicklung zum Mann hinzuführen.

5. Das latente und offene Gewaltpotential in westlichen Gesellschaften beruht wesentlich auf der sexuellen Versagensangst des Mannes vor der Frau, „die verführt und verschlingt“ (Bo Coolsaet), das Erlebnis des Versagens ist das „fundamentale Trauma in der Biographie des Mannes“ (D Hesch). Da die Frau unbewusst als dominant empfunden wird, richtet sich männliche Aggression zunächst gegen die Frau, später gegen alles und jedes und wird zu einem Habitus des Zerstörerischen. Der Mann kann sich aus diesem ihm vorgegebenen biologischen Zwang erst befreien, seitdem es die Möglichkeit gibt, die Erektion zu planen. Hierdurch entsteht eine in der Kulturgeschichte der Menschheit bedeutende Wandlung der männlichen Sexualität. Aus dem angstvoll-aggressiven Mann wird in der Zukunft der „Selbstgewisse Mann“
Dieser Entwicklung 50 Jahre voran führte die Verhütungspille zu der „Emanzipierten Frau“. Beide, Emanzipierte Frau und „Selbstgewisser Mann“ sind die neuen Partner in einer mündig gewordenen Partnerschaft und zukünftiger Gesellschaften.

6. Die moderne Medizin hat durch die Pille der Frau zu einer befreiten und fortpflanzungsunabhängigen Sexualität verholfen; sie entscheidet erstmals, ob sie schwanger werden will, wann und vor allem von wem, während sie früher, jahrhundertelang, kirchlich sanktioniert, „vergewaltigt“ wurde und noch heute in fundamentalistischen Gesellschaften dieser Welt wird.
Der zweite Akt der Frauenbefreiung wird darin bestehen, dass die neue Hormonmedizin in der Lage ist, Frauen, die nicht schwanger werden möchten, generell von der körperlichen und seelischen Last der Menstruation zu befreien.
Der dritte Akt wird darin bestehen, dass der Hormonhaushalt der Frau so gesteuert wird, dass Wechseljahresbeschwerden weitgehend ausgeschaltet werden können und die Medizin Frauen somit zu lebenslanger körperlicher und seelischer Gesundheit und zu erotischer Erfüllung verhelfen kann.

7. Frauen erleben zu Anfang und in der Mitte der Wechseljahre einen Schub an erotischen und sexuellen Bedürfnissen und erleben in dieser Phase vielfach erstmals einen wirklichen Orgasmus. Ihnen geht es jetzt weniger um Liebe, sondern um Erotik und pure Lust. Jede Frau sollte sich diesen Genuss leisten, wenn es die sonstigen Randbedingungen zulassen

8. In den bisherigen westlichen Gesellschaften hat die heterosexuelle Ehe eine stabilisierende Funktion für Beziehungen zwischen Männern/Frauen gehabt. Insbesondere war sie geeignet, das Paar in die religiöse und gesellschaftliche Norm des jeweils herrschenden Systems einzubinden. Die bisherige Ehe ist eine besondere Herrschaftsform einer männlich geprägten Kultur, die selbst nach der Trennung von Kirche und Staat wirksam blieb und eine normative Macht auf das gemeinsame Leben der Bürger ausübte. Mit dem zunehmenden Verlust der Kirchenmacht auf die normative Lebensgestaltung von Mann und Frau hat die Ehe wesentliche Inhalte ihrer Funktion verloren. Auch macht sie keinen Sinn mehr, wenn aufrechterhalten werden, wenn die gemeinsame Gefühlsbasis erloschen ist und der Zwang zu schweren Störungen der Persönlichkeit und Gesundheit führen kann.
In zukünftigen Gesellschaften wird die Beziehung Mann/Frau auf emotionalen und utilitaristischen Fundamenten liegen und nicht mehr von der kirchlichen Moral bestimmt sein. Single Leben und zeitlich begrenzte Partnerschaften sind schon heute befriedigende Lebensformen geworden, in denen Sexualität und Liebe eine ganz neue Bedeutung bekommen haben und noch weiter bekommen werden. Die Entwicklung der „Emanzipierten Frau“ und des „Selbstgewissen Mannes“ und ihres Zusammenlebens hat erst begonnen. Viele Varianten werden ausprobiert werden und die normengebenden Institutionen der Gesellschaft werden sich darauf einstellen müssen. Dies wird besonders wichtig für Kinder und deren Leben in solchen Gesellschaften.

Da viele Menschen eine Neigung zur Monogamie haben, bleibt die Ehe aber eine interessante Lebensgemeinschaft unter geänderten Vorzeichen. Im Glücksfall bleibt sie über lange Zeit eine „Liebesbeziehung“.

9. Schwule Entwicklung beim Mann und lesbische Entwicklung bei der Frau haben genetische und gesellschaftliche Ursachen. Sie erfahren eine zunehmende Toleranz als gleichberechtigte sexuelle und partnerschaftliche Alternativen in einer reifen Gesellschaft.