Seit meiner Jugendzeit habe ich unter dem Leid der mich umgebenden Menschen gelitten, es hat mich gequält. Vor allem bedrängte mich die Hilflosigkeit, der die Menschen ausgesetzt waren. Später habe ich verstanden, dass das Leid ein Menschheitsbegleitendes uraltes Phänomen ist und ich habe seitdem mit unterschiedlichem Bemühen versucht, die Ursachen des menschlichen Leids zu verstehen. Ich habe mich damit beschäftigt herauszufinden, ob geistige Anstrengungen den Menschen aus seinem naturgegebenen Leiden herausbringen können und fand mich in bester Gesellschaft bei Dichtern und Denkern, bei Religionsstiftern, Historikern, Soziologen und Politikern. Ich habe mich mit den meisten „Weltverbessernden“ Lehren beschäftigt, mit den grundlegenden monotheistischen und anderen Religionen und Religionslehrern teils in sehr tiefgehenden persönlichen Gesprächen, mit vielen Philosophien, mit Staats- und Gesellschaftstheorien und mit fernöstlichen Systemen eines Weltverständnisses.

Es ist mir keine einzige geistige Bemühung bis heute begegnet, die eine vernünftige Erklärung für das menschliche Leid angeboten hätte.
Ich habe mich bemüht, aus einem biologischen Verständnis heraus einen Ansatz hierfür zu liefern und versuche Wege aufzuzeigen, wie eine Überwindung denkbar und möglicherweise auch durchführbar sein kann.

Es erstaunt heute nicht mehr, dass alle Weltverbessernden Systeme dem Menschen in seiner Not nicht geholfen haben, meist haben sie das Gegenteil bewirkt. Jede Gewalt und alle Genozid, die im letzten Jahrhundert und bis auf den heutigen Tag ein unermessliches Ausmaß erreicht haben, wurden durch ethische Systeme gerechtfertigt.
Alle ethischen Systeme der Weltverbesserung stammen vom Mann, aus dem Denken des männlichen Gehirns.
Der Mann ist der „Sinnsucher“ unter den Menschen, er kann in seinem Leben keinen eigentlichen „Sinn“ erkennen. Anders die Frau . Sie erlebt ihren „Sinn“ durch das Entstehen, Geben und Fürsorge des menschlichen Lebens.

Der Mann fühlt sich gegenüber der Frau biologisch unterlegen und darüber hinaus unsicher. Die Erektion ist das Symbol männlicher Identifikation. Sie steht aber dem Willen des Mannes nicht zur Verfügung, dem männlichen Willen, dessen Geist die Geschichte der Menschen bestimmt hat. Geschichte ist männlich.

Aus seiner Biologie heraus hat der Mann eine fundamentale Angst vor der Frau.

Das Gehirn des Mannes ist phylogenetisch, d. von der menschlichen Biologie her, auf Aggression programmiert. Dies ist dem Y- Chromosom und seiner Codierung männlicher Strukturen im Gehirn und der männlichen Sexualorgane zu verdanken. Das Aggressionspotential des Mannes wird durch das männliche Hormon Testosteron und die Erziehung moduliert. Männliche Kreativität, Phantasie und logisches Denken entstehen in der Harmonie dieser Modulation. Gewalt bricht am anderen Ende dieser Skala hervor, wenn Gewalt genetisch angelegt ist und / oder die labile Entwicklung des Mannes traumatisiert wird. Gewalt ist männlich.
Gewalt richtete sich primär gegen die Frau, später und bis heute gegen jeden und alle, auch gegen sich selbst und deswegen stirbt der Mann 7Jahre früher als die Frau.

Eine intelligente Minderheit der Männer leidet seit Menschengedenken unter der von ihr ausgehenden und ihr „angetanen“ Gewalt. Seitdem der Mann Bewusstsein entwickelt hat, ist er auf der Suche, wie diese männliche Gewalt überwunden werden kann, er ist ein „Weltverbesserer“ geworden. Mit unzähligen Ethiksystemen hat der männliche Geist versucht, die Welt zu verbessern. Was in das jeweilige Weltbild nicht passte durfte zum Nutzen des höheren Ziels vernichtet werden. Es entstand immer eine Ethik zum Töten, die Ethik der Genozide, ihr religiöser Charakter ist unverkennbar.

Der Mann hat entlang der Menschheitsgeschichte immer wieder eine Ethik der Gewalt formuliert und danach gehandelt
Die Menschheit leidet seit sie aus dem Paradies ausgetreten ist unter dieser Gewalt des Mannes.

Weder Geist und Denken noch Glauben haben den Menschen aus seinem Leid geführt, aus dem Leid, welches männlich ist.

Der einzige Lichtblick ist die Fortentwicklung der Demokratie, da sie das einzige Gesellschaftssystem ist, welches eine Befreiungslehre für den Menschen anbietet:
– Für die Frau aus der Unterdrückung durch den Mann (hier hat die Pille den entscheidenden Schritt gebracht).
– Für den Mann, weil nur in einer demokratischen Weltverbesserung der Mann auf Gewalt verzichten könnte.
Der Weg dorthin ist mühsam und es stimmt nicht hoffnungsvoll, dass das größte Land der Demokratie zugleich das Land mit der größten Gewalt ist, die USA. Die Demokratie muss sich fortentwickeln und zu einer Staatsform mit persönlich haftenden Gesellschaftern werden, der Citoyen der französischen Revolution hat als Model ausgedient.

Parallel dazu entwickelt die Forschung Konzepte, wie man durch Eingriffe in die Biologie des Mannes das Gewaltzentrum neutralisieren kann, bevor es zu spät ist, bevor ein Megagenozid einen größeren Teil der Menschheit auslöscht.

Bücher, die mir wichtig sind

Israel Rosenfeld: Das Fremde, das Vertraute und das Vergessene, Anatomie des Bewusstseins
Norberto Bobbio: Vom Alter- De Senectute
Nishida: Über das Gute
Louis Malerba: Die fliegenden Steine
Michael Ondaatje: Anils Geist
Karl R. Popper: Alles Leben ist Problemlösen
Hermann Hesse: Das Glasperlenspiel
Hermann Hesse: Der Steppenwolf
Richard Tarnas: Idee und Leidenschaft
Jean Genet: Tagebuch eines Diebes
Robert Musil: Die Verwirrungen des Zöglings Törleß
Marguertite Duras: Hiroshima mon amour
Marcel Proust: Auf der Suche nach der verlorenen Zeit
Samuel Beckett: Warten auf Godot
Lars Gustafson: Trauermusik
James Joyce: Ulysses
Gregoire Nicolis und Ilya Prigogine: Die Erforschung des Komplexen
Milan Kundera: Die unerträgliche Leichtigkeit des Seins
Niklas Luhmann: Gibt es in unserer Gesellschaft noch unverzichtbare Normen?
Lee M. Silver: Das geklonte Paradies
Michel Houellebecq: Elementarteilchen
Vera van Aaken: Männliche Gewalt
Lou Paget: Der Perfekte Liebhaber
Mantask Chia: Öfter,länger, besser.
Suzi Godson: The Sex Book
Antonio Skarmeta: Mit brennender Geduld
Bruce Chatwin: Traumpfade
James Salter: Ein Spiel und ein Zeitvertreib
Jeffrey Eugenides: Middlesex

(wird fortgesetzt)