MENSCH, WIE GEHT ES WEITER 2012?
Die sexuelle Fortpflanzung des Menschen hat sich nach dem gegenwärtigen kulturellen Bewusstsein nicht bewährt. Die erreichte Durchmischung des Genpools der Welt, von Afrika ausgehend, hat zu einer unerhörten rekombinierten humanen Gen-Vielfalt geführt auf Kosten des Aussterbens ganzer Arten auf der Erde. Bis jetzt ist aber kein erkennbarer Nutzen für die
menschliche Lebensqualität, soweit sich diese mit dem gegenwärtig gültigen historischen Weltanschauungssystemen messen lässt, erkennbar. Es ist zu einer unglaublichen Vermehrung der Menschen auf der Erde gekommen (siehe www.dsw-online.de). Nicht nur die Gen-Qualität bestimmt das Schicksal der Mehrheit des Menschen, sondern noch immer weitgehend die Umwelt, in der der einzelne Mensch aufwächst. Hunger, Seuchen, Krankheiten, Kriege und Mangel an Ressourcen bestimmen weitgehend das Schicksal der gegenwärtigen Menschheit. Die Kindersterblichkeit liegt bei 12 Millionen pro Jahr Kinder unter 5 Jahren (www.unicef.or.at/hochhaus/2_stock/lebenrecht.html).
Wenn wir uns die Zunahme der Weltbevölkerung in unterschiedlichen Regionen der Welt ansehen, so ist die Zunahme vorwiegend in Ländern mit einem ganz niedrigen sozialen Status zu beobachten, das heißt Armut gebiert gehemmt Menschen nach dem biologischen Gesetzen der sexuellen Fortpflanzung, Luxus setzt den biologisch ungehemmtem Vermehrungs-mechanismus durch sexuelle Fortpflanzung herab. In beiden Konstellationen ist Gewalt ein führendes Merkmal menschlichen Daseins. In der Armut ist es die Gewalt, in ein chancenloses Leben hinein geboren zu werden, in den westlichen Industrienationen ist es die Gewalt der Institutionen, die die Menschen umbringt.
Gewalt ist sehr innig mit der sexuellen Fortpflanzung verknüpft. Die ungehemmte Fortpflanzung des Menschen hat Gewalt und Leid der hierdurch erzielten Menschenmassen in schier unvorstellbarer Ausmaßnahme getrieben. Mit unserem gegenwärtigen kulturellen und wissenschaftlichen Verständnis können wir einen „Sinn“ in dieser Vermehrung der menschlichen Rasse nicht erkennen. Die Verpflichtung zu einem Recht auf Leben ist der Versuch, gesellschaftsrechtlich mit diesem Problem umzugehen, der Versuch ist gescheitert. Die Erde hat kaum noch Ressourcen, die Menschenmassen zu tragen und vital zu versorgen. Biologisch war die sexuelle Vermehrung des Menschen nicht erfolgreich, wenn man Biologie unter dem Verständnis der Ästhetik gegenwärtig möglichen menschlichen Bewusstseins interpretiert. Neben einem Programm zur „Entgewaltigung des Mannes“, welches als wirkungsvollste Maßnahme einen Eingriff in die Keimbahn des Mannes vorsieht, um das Gewaltzentrum durch ein gezieltes „Knock-out“ zu deaktivieren, gibt es eine noch weiterreichendere Möglichkeit zur Lösung des Gewaltproblems.
Zwei Situationen eines kränkenden Unrechts sind dem Menschen mitgegeben, der Tod und das Leid. Noch ist nicht erkennbar, dass es ein unbeschadetes langes oder ewiges Leben für den Menschen geben kann und es ist absurd, an dieser Stelle weiter zu denken oder zu forschen, am Tod scheitert bisher alles menschliche Denken und alle Utopien und nimmt darüber das Leid von Millionen in Kauf. Die sexuelle Vermehrung des Menschenleids und die daraus resultierende Verzweiflung machen das Erlebnis „Mensch“ zu einem Ereignis, welches jeglichem Plan zur Gestaltung eines objektiven oder subjektiv erlebten Glücks extrem reduziert auf die situative Individualität, entweder im „einfachen Leben“ als Flucht, in der Ästhetik von Kunst und Kultur oder allzu meist auf Kosten anderer.
Daraus resultiert notwendigerweise die Forderung nach einer Beschränkung der sexuellen Vermehrung des Menschen, von der katholischen Kirche doktrinär abgelehnt, sie trägt daher auch für eine wesentliche Leidvermehrung des Menschen eine Hauptverantwortung. Von einigen politischen Systemen wie China und Südamerika ist mit gewissem „Erfolg“ eine Reduktion der sexuellen Fortpflanzung gelungen, in den hoch entwickelten westlichen Ländern geht die Anzahl der Kinder kulturbedingt drastisch zurück, das heißt, seitdem die Frau seit etwa 40 Jahren aus dem biologischen Zwang zu der durch den Mann erzwungenen Schwangerschaft befreit ist, gibt es andere individuelle und gesellschaftliche Prioritäten als die Fortpflanzung. Karl Otto Hondrich hat in seinem kürzlichen Artikel „Missionarinnen im Kampf der Kulturen“ in FRANKFURTER ALLGEMEINE ZEITUNG, 25. September 2003, Seite 19, auf die unterschiedlichen Fundamente hingewiesen, auf denen die westliche Industriegesellschaft den Fortschritt des sozialen Lebens aufbaut und worauf das Glück der Frau und der Familien in anderen gesellschaftlichen Situationen begründet ist, nämlich im biologischen Zwang zum Erfolg der Fortpflanzung.
Da aber auch eine Einschränkung der sexuellen Fortpflanzung des Menschen das Problem nur quantitativ, aber nicht qualitativ reduziert, ist diese Methode nur bedingt, aber nicht universal tauglich, darüber hinaus politisch, aber nicht androprologisch motiviert.
Es gibt zwei Möglichkeiten, die sexuelle Vermehrung des Menschen zu umgehen:
(1) Die Klonierung
Die Methode der reproduktiven Klonierung hat zu viele genetische Defekte im klonierten Lebewesen hervorgebracht, als dass diese Methode gegenwärtig für den Menschen schon empfehlenswert sei. Nach wie vor bleibt aber diese Methode, wenn sie technisch und von der Genexpression her so gelöst werden kann, dass defektfreie Menschen entstehen können, eine interessante Option.
(2) Herstellung von fortpflanzungsfähigen Zellen aus Stammzellen
Hans Schöler und seinen Kollegen von der Universität von Pennsylvania gelang es, an Experimenten mit Mäusezellen zu zeigen, dass man aus embryonalen Stammzellen befruchtungsfähige Eizellen herstellen kann. Noch hat Schöler nicht nachweisen können, dass die embryonalen Stammzellen nach einem Kerntransfer zu einem neuen Organismus auswachsen können, diese Möglichkeit ist aber absolut gegeben, ein erster Schritt, Leben ohne Ausübung der Sexualität oder Entnahme von reifen Eizellen aus dem Eierstock herzustellen. Der nächste Schritt ist Toshiaki Noce vom Mitsubishi Kagaku Institute of Life Sciences in Tokio gelungen, er konnte aus Stammzellen reife Spermien entwickeln. Durch die Kombination beider Methoden lässt sich die sexuelle Vermehrung des Menschen komplett umgehen, für solche Lebewesen ist eine neue Definition der „Elternschaft“ erforderlich. Ebenso wird es möglich sein, die zur Herstellung von Fortpflanzungszellen vorgesehenen Stammzellen gentechnisch zu modifizieren, ein andropoides Design steht vor der Tür, ein ethisches Erdbeben geht über die Welt. Man muss sich aber ohne Scheu aufgrund der oben dargestellten Konsequenzen der sexuellen Fortpflanzung des Menschen neuen Methoden stellen, die in der Lage sind, das Leid und den ungerechten Tod von Millionen von Menschen aufzuhalten.
An dieser Stelle drängt sich eine Betrachtung der Grundrechte des Menschen auf, so wie diese bis heute für eine Gesellschaft mit sexueller Vermehrung aufgeschrieben wurden. Es zeigt sich sehr schnell, dass diese Grundrechte in Ländern mit ungehemmter sexueller Vermehrung eine irreale Vision sind; die „Würde des Menschen“, die gegenwärtig auch die deutsche Debatte über embryonale Stammzellen beherrscht, und die in den westlichen demokratischen Grundordnungen so bedeutend und so wertvoll ist, hat im unterentwickelten Schwellenländern keine Verbindlichkeit. Obwohl diese Rechte universal sein sollen, so haben sie doch nur eine wenngleich eingeschränkte wirkliche gesellschaftliche Relevanz in Ländern mit geregelter Sozialstruktur, aber sie versagen auch dort vor der im System implementierten Gewalt. Das „Recht auf Leben“ bedeutet aber mehr als ein Recht zum Ausgesetztsein in ungewähltes Dasein.
Der Mensch hat endlich die Möglichkeit, sich aus dem biologischen Zwang der ungehemmten Vermehrung zu befreien, die Methoden hierfür sind vorhanden, die gesellschaftliche Diskussion beginnt und der Eindruck des Entsetzens vor dem Möglichen ist fast noch größer gegenwärtig als das alltägliche Leid von Gewalt, Folter und Genoziden.
Wer täglich, wie ich, Zeitungen, Magazine und News liest, muss entsetzt sein über die weltweite Gewalt, die sich immer weiter ausbreitet.Ganze Bevölkerungen werden vernichtet, Staaten der Folter und Gewalt ausgeliefert, Demokratien missbraucht, inAfrika versinken ganze Ethnien, einzelne Menschen werden selbst in Deutschland nur einfach so zu Tode getrampelt und dann wird in Talkshows darüber gesprochen anstatt gehandelt. Weder weltweit noch in unserem demokratischen Kulturstaat scheint ein Rezept erkennbar. Die Fernsehanstalten haben sich entschlossen noch mehr Kriminalfilme zu zeigen, Computerspiele für Kinder üben in Gewalt ein, – die moralische Hemmschwelle gegenüber Gewalt sinkt täglich mehr.
In einem kommenden Beitrag werde ich auf die geneitschen, kulturellen und religiösen Ursachen der hetigen Gewalt noch eingehen.
Überarbeitet Oktober 2012
Prof. Dr. med. R. D. Hesch