Gott sei Dank,- oh mein Gott , was rede ich?

(Gegenrede zu Walter Kardinal Kasper ZEIT No.10,2018)

 

Wer meine Website  liest weiß, dass ich kein Atheist im strengen Sinne bin.  Atheisten  denken immerhin noch, dass der „Glaube“ an Gott etwas ist, was man ablehnen muss und hadern mit demselben. Ich gehe weiter: Ich bin ein „  Nontheist“.

Auf meiner Website findet man immer wieder naturwissenschaftliche und philosophischen Begründungen, warum Gott nonexistent außerhalb der menschlichen Existenz ist. Er ist eine „Erfindung“ des Menschen. Ohne den Menschen würde es Gott nicht geben. Der Glaube an Gott ist ein transzendentes Konstrukt, dessen Verbindlichkeit eben nicht „gemessen“ werden kann und eben auch nicht argumentativ diskutiert werden kann. Er dient dem Menschen als existentieller Fluchtweg  jenseits der Realität aus dem, was ich gleich beschreibe.

Diese Feststellung trifft für alle „Götter“ entlang der Menschheitsgeschichte, ebenso wie für die monotheistischen „Gottheiten“, mit denen sich bis in unseren Alltag die Menschen quälen und welche ihrerseits die Menschen quälen. Einige der fürchterlichsten Autokraten in Geschichte und Gegenwart bezeichnen sich als Christen oder sind Anhänger muslimischer  oder gar buddhistischer Religionen und sie beherrschen das Leben von Milliarden Menschen.

 

Ich habe unbeugsam in zahlreichen Beiträgen, immer wieder über das die Menschheitsgeschichte begleitende „ Grauen“ geschrieben.

Und ich habe ebenso intensiv begründet, warum das „bis anhin und gegenwärtig denkende Gehirn“ keinen Ausweg aus dem Grauen gefunden hat. Keine Religion, keine Weltverbesserungstheorie, keine Staatstheorie ( mit Ausnahme der vergänglichen Demokratie) hat für die Menschen eine Gesellschaftsform gefunden für ein Leben ohne Grauen,- es umgibt uns alltäglich und die Nachrichten darüber stumpfen uns und die Verantwortlichen in einer unerträglichen aber geduldeten Litanei ab.

Wo sind Menschenrechte,- eine Illusion für eine  Minderheit auf Erden, wo ist die sich in Deklamationen ergehende UNO , wozu Ethikkonferenzen, im Auge des fortwährenden Grauen? Es sind die frustrane Versuche der Gewissensberuhigung angesichts des uns biologisch aufgebürdet Grauen, mit dem wir nicht fertig werden, weil es keinen Ausweg zu geben scheint.

 

Letztlich also: Wo ist Gott?

Kürzlich hatte ich eine Begegnung mit dem Wissenschaftsjournalisten Ingolf Baur während eines langen Gesprächs. Dabei kamen wir drauf zu sprechen, dass es mir im 80. Lebensjahr körperlich, geistig und emotional gut geht.  Ich sagte, dass ich mit Lebensfreude dankbar bin, dass es mir eben so geht. Warum Dankbarkeit? ,- und gar wem gegenüber? Der biologischen Evolution  einer Biographie in einer zufällig extrem komfortablen Umwelt?,- ein Geschenk für eine Minderheit in der Menschheit. Wir wissen aber auch vom „Glück“ von geburtlich und existentiell benachteiligten Menschen , die es  erleben durften im „Grauen“ ihres Lebens dennoch Glück zu erleben.

Einem Lebensglück, wenn man das Glück hat oder hatte, es erleben zu dürfen , möchten wir Menschen, wenn es uns geschieht, dankbar sein.

 

Nur eben wem gegenüber ? Was ist „Schicksal“?

Kein Mensch hat die Auswahl seiner Geburt, seines Genoms, seiner Umwelt, in die er ohne eigenes Zutun hineingeboren wurde, keine  Auswahl seiner Edukation, welche in Kulturländern 70 % der Lebensbiologie ausmacht, 30 % sind genetisch bedingt. In armen Ländern sind nur 5% des Lebensschicksal genetisch bedingt, 95 % der Menschen dort sind ausgeworfen in ein benachteiligtes Leben. Mehr als 2,8 Milliarden Menschen, also 40 %, leben unter der Armutsgrenze, gegenwärtig leben 3,5 Milliarden laut Bertelsmann Studie  ausgebeutet in autokratischen Staaten, oft in Duldung durch die „Gott“ vertretenden Glaubenseinrichtungen.

 

Als Kind musste ich mit „Gott“ aufwachsen. Ich habe ihn und er mich verlassen.

 

Aber, wenn es mir, wie man sagt „warm um` s Herz wird“, ist ER dann wieder da? ,- ohne seinen Jesus, den man gar nicht gebrauchen kann in unserer Welt. Es sterben viel mehr auch „unschuldige“ Menschen täglich als dieser eine, seinen Tod ohne Symbolik.

 

In meinem „Unglauben“ glaube ich, der ich, einsam,  nur die metrische Kommunikation in der menschlichen Gesellschaft akzeptiere, dass wir  Menschen einen Trostort als Fluchtort  „jenseits“ der Welt des Grauen brauchen. Diesem ins „Jenseits“, also weg von der grauenvollen Erde, verorteten Ort danken wir für die evolutionäre Zufälligkeit von Glück  im Leben, wenn man es denn erleben darf, mit Allem was dieser Begriff beinhaltet. Der Ort ist ein immaterielles Gefühl der Notwendigkeit.

 

Die Menschen mussten die Symbole Götter und Gott erfinden, um diesen Ort zu denotieren und zu konnotieren, das Leben erträglich zu machen und es gibt sie eben deswegen als Gegenprogramm zum Grauen. Es ist dieser Symbolik genau so wenig zu entkommen wie dem Grauen.

 

Dass Religionen, Kirchen, Autokraten, Politiker aller Couleur und  Wirtschaftsmächtige die Flucht der Menschen in diesen Ort nutzen, um sich des Schicksals einer Mehrheit von Menschen zu bemächtigen und diese ausbeuten und um ihr „Glück“ bringen, ist das Übel der menschlichen Evolution.

 

 

 

 

Von meinem iPad gesendet

 

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