Ich habe auf meiner Website über die DNA- Modifikation vermittels Crispr cas 9 viel geschrieben. Ich habe die Gefahren eines Eingriffs in das menschliche Erbgut ebenso erkannt wie deren Gegner in ihren Ethikkommissionen.

Menschliche Embryos modifizieren


Nur kann ich nicht erkennen, dass man Forschung mit Moratorien aufhalten kann und soll, da „Ethik“ keinen „Platz“ im Labor hat.
Viele Sorgen werden dieser Tage relativiert durch 2 neue Arbeiten, eine genau aus dem schon oben zitierten Labor von Feng Zhang.

https://www.nature.com/news/crispr-hacks-enable-pinpoint-repairs-to-genome-1.22884

Beginnen wir mit Nicole Gaudelli aus dem Liu Labor. Sie hat das „ungezielte“, häufig mit Fehlern behaftete und relativ wenig effektive Crispr cas 9 System ersetzt durch ein anderes Enzym. Crispr schneidet die DNA auf, um an der offenen Schnittstelle Modifikationen in der DNA Sequenz durchzuführen. Dabei können Fehler durch Insertionen und Deletionen bei der enzymatischen Reparatur der Lücke entstehen, – die Hauptsorge bei der Anwendung an menschlicher DNA. Gaudelli schneidet mit ihrem maßgeschneiderten Enzym, das auch von der Crispr cas 9 Technik geleitet wird,
nicht die DNA auf, sondern, sie tauscht unerwünschte Basen direkt ohne „Verletzung“ der Nukleotidstruktur aus. Sie nennt das „Basenedition“ und es ähnelt ja der Korrektur von falschen Buchstaben in einem Wort. Liu selbst schreibt dazu: „Die Crispr-Methode kann mit einer Schere verglichen werden, die die DNA aufschneidet, damit Fehler repariert werden können. Das Umschreiben der Basenpaare funktioniert eher wie ein Bleistift, der Teile des Erbguts neu editiert „. Mit dem neuen Baseneditor wird T zu C und A zu G umgeschrieben an Stellen, wo das umzuschreibende Nuklid bei ca. der Hälfte von krankmachende Punktmutationen gesetzt hat. Die umgekehrte Reihenfolge nämlich findet sich eben in krankmachenden Mutationen. In menschlichen Embryonalzellen, Nierentumorzellen und Knochenkrebs Zellen hat das System eine hohe Effizienz von über 50 % gegenüber 5% von Crispr cas 9 und produziert weniger „Abfall“.

Und dann zum zweiten, eben zu Feng Zhang, zu dessen Forschung ich ein gebrochenes Verhältnis habe. Er ist eine faszinierende Persönlichkeit, er behauptet und glaubt wohl selbst etwas daran:
„Mein Hauptinteresse ist es, herauszufinden, wie das Gehirn arbeitet. Ich will verstehen, wie dort Krankheiten entstehen. Und bei meiner Forschung entdecke ich allerlei Methoden, mit denen ich Mechanismen untersuchen kann, die zu verschiedenen Krankheiten beitragen.“
Er forscht wie ich es beschrieben habe am Broad Institut:
https://en.wikipedia.org/wiki/Broad_Institute
https://www.broadinstitute.org/research-highlights-crispr
Seine Forschung ist absolut „amoralisch“ (eben nicht unmoralisch, bitte beachten), er ist obsessiv in der Verfolgung seiner brillanten Visionen seit seiner Jugendzeit und seine Visionen gestalten die Zukunft der Biogenetik der Menschheit. Sein Patentstreit gegen J. Doudna und Emmanuelle Charpentier ist ein Musterbeuspiel für die unheilige Allianz zwischen Wissensdrang in der Forschung und der Macht des Geldes. Hier der Schnittpunkt zu Ethik und Moral, die eben überhaupt keine Rolle spielt. Sie wird, wie ich es immer wieder beschrieb, von hilflosen Ethik- Kommissionen und deren Moratorien als Begleitmusik des schlechten Gewissens skandiert.
Was hat er jetzt gemacht? Er, der vielleicht, neben dem vielen Patentgeld, den Nobelpreis für seine Crispr cas- Forschung erhalten wird ? Er hat eine neue Version seiner Crispr-Methode entwickelt. Er zerschneidet nicht mehr irreversibel, also vererbbar, DNA, sondern er modifiziert jetzt deren Folgeinformanten, die RNA. Das Enzym RNA-Polymerase katalysiert an der DNA durch den Prozess der Transkription aus Nukleosidtriphosphat die RNA. Am codogenen Strang der DNA lagern sich durch Basenpaarung vermittels der Polymerase komplementäre Ribonukleotide an.
RNA kann unterschiedliche Strukturen annehmen, sie codiert in Form der mRNA Bereich der Synthese von Proteinen durch den Vorgang der Translation. Es gibt aber deren viele Unterfunktionen. In der Mehrzahl der Lebewesen spielt die RNA als Informationsträger eine wesentliche Rolle: Die DNA ist das permanente Speichermedium für die genetische Information, die RNA dient als Zwischenspeicher und Akteur der Translation in Proteine.
Feng Zhang hat also nicht die DNA, sondern die RNA in Zellen von Säugetieren gezielt verändert,- das ist ein transitorischer Vorgang. Gestörte oder verloren gegangene Proteinfunktionen durch DNA Mutationen können wiederhergestellt werden. Das lag eigentlich auf der Hand. Benutzt wird dazu einen RNA Editor, also wieder einen Vorgang wie oben schon beschrieben. Der enzymatische Editor wurde an ein in der Funktion gestörtes Crispr System gekoppelt, genannt cas 13 anstatt des DNA bindenden Systems cas 9.
Sein System macht in RNA aus A ein G in der Translation von Proteinen. Damit kann er temporär eine krankheitsverursachende Mutation reversieren ohne, dass das Genom angefasst wird,- eigentlich schon keine „Gentechnik“ mehr. Das könnte mehr Sicherheit als der Eingriff an der DNA geben. Mit der Methode sollte man viele Krankheiten ohne Eingriff in das Genom heilen können. Die ethischen Bedenken sind wahrscheinlich obsolet.
Insgesamt zwei große Durchbrüche für eine „heilende“ Medizin, aber das biogenetisch beängstigende „Vorwerk“ dazu bleibt.
Crispr wird erwachsen,- aber müssen wir keine Angst mehr haben?
Doch: denn die von mir beschriebenen Missbrauchsmöglichkeiten der klassischen Crispr Technik, die heute jedem simplen Laboranten zur Verfügung stehen, sind eine Gefahr wie chemische Waffen, Atomwaffen und Killerroboter und niemand kann sie mehr kontrollieren.

Die informationstechnologische Evolution des Menschen

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